Vor gut 2 Monaten habe ich im Beitrag MDM-Essentials — Mobile Device Management: Wie macht man einen Vergleich? erklärt, worauf man bei einem Test von MDM-Systemen achten sollte. Dieser oft gelesene Beitrag führt als zehnten Punkt der erforderlichen Maßnahmen aus:
Testen Sie nicht oberflächlich. Machen Sie sich einen Testplan und testen Sie die Funktionen, die für Sie wichtig sind. Wenn etwas nicht so funktioniert, wie es soll oder wie Sie es erwarten – fragen Sie nach und lassen es sich zeigen. Glauben Sie nur, was Sie mit eigenen Augen gesehen haben.
Seitdem erreicht uns mehrmals in der Woche die Anfrage wie man einen Testplan macht und ob wir einen solchen haben. Natürlich haben wir verschiedene Szenarien und Pläne für den Test mobiler Systeme, da wir regelmäßig und fortlaufend am Markt verfügbare Systeme testen und untersuchen. Insofern reicht ein kurzer Anruf bei uns, wenn Sie hierbei Unterstützung durch uns haben wollen. Für diejenigen, die sich dem Thema lieber allein widmen wollen, erläutere ich in diesem Beitrag, wie man ein Testszenario sinnvoll aufbauen kann.
Festlegung des Testzieles
„Wer sein Ziel nicht kennt, findet niemals den Weg,” hat mein Großvater immer gesagt. Werden Sie sich klar darüber, warum und wofür Sie Mobile Device Management einführen wollen. Hierfür kann es viele Gründe geben, der schlechteste ist die Aussage „Da kommen wir jetzt wohl auch nicht mehr dran vorbei,” auch wenn ich diese Aussage gar nicht so selten höre.
Im Kern gibt es vier Richtungen, aus denen man sich dem Thema nähern kann:
- MDM als Security-Layer ohne die Absicht Apps und Lösungen zu verteilen
- MDM als Security-Layer mit der Absicht Apps und Lösungen zu verteilen
- MDM als Lösung für App-Verteilung und zur Bereitstellung von Inhalten
- MDM als Lösung um Bring Your Own Device (BYOD) zu unterstützen (oder alternative Strategien wie Choose Your Own Device (CYOD) oder Private Use of Company Equipment (PUOCE))
Um Missverständnisse zu vermeiden: Diese vier Richtungen sind nicht in Blei gegossen, es gibt auch Mischformen und individuelle Szenarien mit unterschiedlichsten Einflüssen und Komponenten. Wenn Sie nicht sicher sind, was für Ihr Unternehmen die beste Lösung ist, holen Sie sich Rat. Denn ohne zu wissen, welche Richtung Sie einschlagen wollen oder müssen, hat eine Evaluierung von Systemen wenig bis keinen Sinn. Gern können Sie auch uns hierbei zu Rate ziehen — wir beantworten solche Fragen jeden Tag aufs Neue aus immer wieder unterschiedlichen Blickwinkeln und Perspektiven.
Festlegung der zu testenden Geräte
Auch wenn Ihnen dies vielleicht als Binse erscheint, dieser Schritt ist längst nicht jedem bewusst. Wir hören sehr oft — gerade bei Anwendern, die sich mit Android beschäftigen — dass man sich noch nicht klar ist, welche Geräte man einsetzen will. Dies ist verständlich bei der immer größer werdenden Vielfalt von Geräten, zeigt aber zugleich, dass man noch zu früh ist, um ein MDM-System zu testen. Vergleichen Sie es mit einem Autokauf. Da kaufen Sie sich auch nicht erst die Reifen und dann das Fahrzeug — genauso ist es bei der Mobility. Wenn Sie unsicher sind hinsichtlich der auszuwählenden Systeme (Android, BlackBerry, iOS etc.), lassen Sie sich auch hier beraten und auch hierbei helfen wir Ihnen ggf. gern.
Beschaffung der zu testenden Geräte
Einen Teil der zu testenden Geräte haben Sie regelmäßig schon. Dies sind die Geräte, die Sie heute einsetzen. Auch wenn Sie diese zukünftig vielleicht nicht mehr einsetzen wollen, testen Sie sie trotzdem. Denn dies verbreitert automatisch die Gerätebasis und gibt Ihnen einen besseren Eindruck von der Leistungsfähigkeit des Anbieters. Sie trennen hierdurch auch schneller die Spreu vom Weizen, denn wenn Sie ein Anbieter dann beispielsweise belehrt, dass heutzutage sowieso niemand mehr Nokia nimmt — nur weil er Nokia nicht unterstützen kann — hat er in Teilen vielleicht sogar recht. Sie können aber daraus durchaus wertvolle Rückschlüsse ziehen, denn wer heute mit einem Massenhersteller wie Nokia Probleme hat, kann morgen mit anderen Fragestellungen ähnliche Probleme erleben.
Beschaffen Sie sich auch Testgeräte von den Geräten, die Sie zukünftig einsetzen wollen. Wenn Sie Verträge mit einem Carrier haben, verlangen Sie, dass dieser Ihnen diese leiht. Dies funktioniert fast immer, wobei der Hinweis, dass man sich die Geräte auch beim Wettbewerber des Carriers leihen kann, die diesbezügliche Dienstleistungsfreudigkeit oft sehr schnell erhöht. Eine schnellere und oft sinnvollere Alternative ist der Kauf. Kein Unternehmen sollte ein Problem haben, 5–10 Testgeräte anzuschaffen, die es beim Betrieb einer mobilen Landschaft hinterher sowieso braucht und haben muss. Und wenn man beim Testen feststellt, dass das Gerät den beabsichtigten Zweck nicht oder nur unzureichend erfüllt, hat man hierdurch Zeit und Geld gespart.
Jailbreaken und Rooten der Geräte
Jailbreaken und Rooten Sie die Geräte, die Sie testen wollen. Manch einer von Ihnen runzelt jetzt vielleicht die Stirn und fragt mich: „Geht’s noch?” Ja, Sie haben richtig verstanden! Wenn Sie beim Bäcker Ihre Brötchen mit einem 100-Euro-Schein bezahlen — zählen Sie das Wechselgeld dann nicht nach? Sehen Sie — genauso ist es, wenn Sie ein MDM-System testen. Alle Hersteller versprechen Ihnen heutzutage Jailbreak- und Rooting-Erkennung. Die Frage ist nur: Liefern das auch alle? Sie werden gerade in diesem Bereich tolle Erkenntnisse sammeln können!
Nutzen Sie beim Jailbreaken und Rooten auch unterschiedliche Methoden und Exploits — wer Angriff A erkennt muss noch lange nicht Angriff B erkennen. Wenn Sie sich selbst nicht mit Jailbreak und Rooting auseinandersetzen wollen, vergeben Sie diese Aufgabe an einen Dienstleister, auch wir können Sie hierbei gezielt mit der Aufbereitung von Geräten unterstützen.
MDM-Lösung — Gehostet oder in der eigenen Infrastruktur betreiben
Sofern diese Entscheidung nicht durch die vorhandenen IT-Richtlinien vorgegeben ist, sollten Sie sich überlegen, was für Sie der richtige Weg ist. Als Faustformel kann gelten, dass bis 50 Geräte meistens eine gehostete Lösung sinnvoller ist und dass Installationen mit mehr als 50 Geräten oft sinnvoller in der eigenen Infrastruktur betrieben werden können. Achten Sie auch darauf, dass Sie bei der Wahl einer gehosteten Lösung diese ggf. später nahtlos in die eigene Infrastruktur übernehmen können. Viele Anbieter scheitern hieran.
Bedeutung von Sicherheit und Datenschutz festlegen
Während Sie bei der Sicherheit durchaus Kompromisse machen können, wenn Sie glauben, dass Ihre Daten nicht schutzbedürftig sind, ist Ihnen dies beim Datenschutz nicht möglich — hier sind Sie an deutsches und /oder europäisches Recht gebunden. Dies bedeutet, dass Sie wissen sollten, dass keine Lösung amerikanischer Hersteller als sicher gelten kann, da amerikanische Hersteller im Rahmen der Patriot-Act-Gesetzgebung ihre Verschlüsselung dem amerikanischen Staat offenlegen müssen — weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie hier.
Beim Datenschutz können und dürfen Sie hingegen keine Kompromisse machen, da MDM hochgradig mit personenbezogenen Daten operiert, gelten die einschlägigen Vorschriften uneingeschränkt. Dies bedeutet, das Hosting-Angebote amerikanischer Hersteller und sämtliche Angebote in der Cloud nicht datenschutzkonform sind, weitere Informationen hierzu finden Sie auf der hervorragenden Webseite des schleswig-holsteinischen Datenschutzbeauftragten Thilo Weichert — beispielsweise hier. Insofern sollten aus der Perspektive der Sicherheit und des Datenschutzes vorrangig europäische Lösungen evaluiert werden.
Bedeutung von Support festlegen
Hierbei sind die Anforderungen der Nutzer sehr heterogen. Von 24⁄7 an 365 Tagen bis zu 8⁄5 in der Woche, von SLA bis zu Einzeltickets können die Vorstellungen reichen. Legen Sie fest, ob es für Sie wichtig ist, dass Sie deutschsprachigen Support erhalten können und auf welchen Support-Leveln Sie deutschsprachigen Support erwarten. Bei ausländischen Herstellern wird oft nur der First-Level-Support auf Deutsch angeboten, danach sind Sie dann sehr rasch in den USA oder einem anderen Herstellerland und dann oft für den obersten Support-Level in Indien, China oder Fernost, wo viele der Lösungen programmiert werden. Hier sind Sprachprobleme möglich, die zu Verzögerungen führen können.
Auswahl der zu testenden Lösungen
Hierbei tun sich viele schwer, da der Markt unübersichtlich und wenig transparent ist. Aus diesem Grund haben wir vor einiger Zeit im Beitrag MDM-Essentials — Mobile Device Management: Wie macht man einen Vergleich? eine Liste der Anbieter bereitgestellt, die Sie sich auch dort anfordern können. Wie so oft im Leben gilt: Weniger ist mehr. Testen Sie lieber 2 Lösungen gründlich als 4 Lösungen oberflächlich. Die Auswahl der Lösungen sollte sich an Ihrem Bedarf orientieren. Wenn Sie Mandantenfähigkeit brauchen, scheiden viele Lösungen aus. Wenn Sie Proxy-Funktionen brauchen, scheiden viele Lösungen aus. Und wenn Sie BlackBerry Enterprise Server nahtlos in das MDM-System integrieren wollen, scheiden die allermeisten Lösungen aus. Eine Lösung, die auf jeden Fall einen Test wert ist, ist datomo Mobile Device Management, die in meinen Augen derzeit mächtigste und führende MDM-Lösung.
Festlegung des Test-Szenarios
Überlegen Sie sich, ob Sie die Lösung in der gehosteten Variante oder in Ihrer Infrastruktur testen wollen, beides sollte der Anbieter Ihrer Wahl anbieten können. Die gehostete Teststellung erhalten Sie meistens kostenlos, bei einer Inhouse-Installation wird meistens der Installationsaufwand berechnet, was aber kein zusätzlicher Aufwand ist, wenn die Lösung nach dem Test produktiv betrieben wird. Überlegen Sie sich genau vorher, was Sie sehen wollen und lassen Sie sich vom Anbieter nicht von diesem Weg abbringen. Ein seriöser Anbieter kann sein System beliebig nach Ihren Wünschen skalieren.
Einweisung in die Lösung
Erbitten Sie vom Anbieter eine detaillierte Einweisung in die Lösung. Gute MDM-Systeme sind so komplex, dass Sie ohne eine solche Einweisung nur einen Bruchteil der Möglichkeiten finden und erkennen werden und somit zwangsläufig zu Fehlbewertungen kommen müssen. Es gibt hierbei eine einfache Faustregel. Wenn Ihnen die Einweisung schon nicht gefällt, wird Ihnen die Lösung hinterher auch höchstwahrscheinlich nicht gefallen. Denn ein Anbieter, der sein Produkt nicht vernünftig erklärt und zeigt, kann Sie im Betrieb bei Problemen in den meisten Fällen auch nicht vernünftig unterstützen.
Testen nach Testplan
Machen Sie sich nach der ersten Hersteller-Einweisung einen Testplan. Dies ist besser als wenn Sie dies tun ohne je ein MDM-System gesehen zu haben. Was Sie wie und in welcher Reihenfolge testen ist eigentlich egal. Nur sollten Sie als erstes die Jailbreak- und Rooting-Erkennung testen. Denn wenn die nicht funktioniert, können Sie die Lösung gleich abhaken. Wenn Sie Schwierigkeiten bei der Erstellung eines Testplans haben, können Sie sich gern an uns wenden, wir können Ihnen hier Hilfe und Anregung geben.
Testen des Supports des Anbieters
Mit hoher Wahrscheinlichkeit werden sich beim Test eines MDM-Systemes Fragen haben und auf Probleme stoßen. Hierdurch haben Sie die Gelegenheit, den Support des Anbieters kennenzulernen. Betrachten Sie die Teststellung, die Sie testen, wie ein Produktivsystem und beantworten Sie sich die Frage, ob Sie mit den Antworten und Lösungen des Anbieters auch beim Live-Betrieb zufrieden wären. Wenn Sie diesbezüglich auch nur geringe Zweifel haben, verwerfen Sie die Lösung, denn im Live-Betrieb wird sich der Anbieter vermutlich weniger anstrengen als in der Situation, wo Sie noch nicht gekauft haben.
Angebot anfordern
Fordern Sie erst nach Abschluss des Tests ein Angebot an. Nur so stellen Sie sicher, dass Sie unvoreingenommen ohne Blick auf Preise und Budgets testen und wirklich das für Sie beste Produkt finden. Hieraus resultiert auch kein Nachteil in der Art, dass Sie sich beim Test für etwas Unbezahlbares entscheiden — die Preisunterschiede im MDM-Markt sind eher nicht entscheidungsrelevant.
Bewertung
Bewerten Sie die Ergebnisse subjektiv. „Subjektiv?” werden Sie jetzt vielleicht fragen. Richtig. Natürlich müssen Sie die Fakten bewerten, natürlich muss der Preis stimmen und der Test für Sie objektiv gute Ergebnisse gebracht haben. Aber lassen Sie auch Ihr Bauchgefühl zu, wählen Sie den Anbieter, der Ihnen am sympathischsten ist und am kompetentesten erscheint. Dies habe ich von unseren Kunden gelernt, die mir schon oft gesagt haben, dass Sie uns einfach geglaubt haben, dass unsere Produkte gut sind. Für viele war aber ausschlaggebend, dass wir Ihnen am kompetentesten und sympathischsten erschienen, was eine gute Basis für eine dauerhafte Zusammenarbeit ist.
Wenn Sie weitere Fragen zum Vergleichen und Testen von MDM-Systemen haben, fragen Sie uns bitte. Wir haben die Antwort — Garantiert! Wenn Sie auch anderen die Möglichkeit geben wollen, einen Einstieg in den Vergleich und Test von MDM-Systemen zu finden, empfehlen Sie diesen Beitrag doch auf Twitter, Facebook und Google weiter. Wir freuen uns darüber!
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