Am Freitag war es wieder so weit. Gartner veröffentlichte seine Meinung zum Thema Mobile Device Management und das Internet ist voller Informationen zum neuen Magic Quadrant für Mobile Device Management. Die meisten der Autoren dürften den Gartner-Report nicht gelesen haben, es wird einfach dumpf der Quadrant veröffentlicht, denn die Meinung von Gartner ist für viele aus sich selbst heraus eine Nachricht. Kompliment, cooles Marketing!
Doch steckt hinter den Gartner-Analysen auch noch mehr als Marketing? Interessant ist, mit welchem Hinweis Gartner seine Analysen und speziell den magischen Quadranten selbst stets begleitet:
… It depicts Gartner’s analysis of how certain vendors measure against criteria for that marketplace, as defined by Gartner. Gartner does not endorse any vendor, product or service depicted in the Magic Quadrant, and does not advise technology users to select only those vendors placed in the “Leaders” quadrant. The Magic Quadrant is intended solely as a research tool, and is not meant to be a specific guide to action. Gartner disclaims all warranties, express or implied, with respect to this research, including any warranties of merchantability or fitness for a particular purpose. …
Übersetzung: Er (der magische Quadrant) zeigt Gartner’s Analyse, wie bestimmte Hersteller den von Gartner für dieses Technologiegebiet definierten Kriterien entsprechen. Gartner unterstützt weder Hersteller, Produkte noch Dienstleistungen, die in den magischen Quadranten aufgenommen wurden und empfiehlt Anwendern der Technologie nicht, die Hersteller aus dem Leaders-Quadranten auszuwählen. Der magische Quadrant ist lediglich ein Forschungsmittel und ist nicht als konkrete Handlungsanweisung zu verstehen. Gartner lehnt jegliche Garantien — explizit oder implizit — ab, die aus dieser Untersuchung abgeleitet werden könnten, einschliesslich des Garantieausschlusses für Verkehrsfähigkeit oder Gebrauchseignung für einen bestimmten Zweck … (beim Anwender)
Das ist ein Wort! Gartner äußert seine Meinung zu allem und jedem, aber lehnt jegliche Verantwortung für das Gesagte ab! So etwas kann es nur in Amerika geben! Man stelle sich einmal vor, die Stiftung Warentest oder der TÜV würden unter jedes Urteil schreiben:
„Wir empfehlen nicht unsere Testsieger zu nehmen und lehnen jede Verantwortung für den Test ab!”
Ich glaube, es gäbe schon lange keinen TÜV und keine Stiftung Warentest mehr. Gartner gibt es aber noch und viele lesen die Dinge, geben sogar noch viel Geld für diese „Untersuchungen” aus.
Gartner ist für mich in einer Reihe mit den amerikanischen Ratingagenturen zu sehen. Egal ob Moody’s, Standard & Poor’s, Fitch oder DBRS — keine von diesen Firmen übernimmt Verantwortung für ihre teilweise obskuren Bewertungen, vorgenommen von teilweise noch obskureren „Analysten”. Vor allen Dingen: keine dieser Ratingagenturen ist unabhängig und frei von Eigeninteressen. Insofern hat es in den letzten 3 Jahren eine intensive Debatte über Ratingagenturen gegeben, durch die mittlerweile jedermann weiss, dass die Kompetenz dieser Agenturen völlig überschätzt wurde und dass die Ratings oft massiven wirtschaftlichen Interessen der USA folgen.
Der Analysemarkt für Technologien ist nicht besser, eher intransparenter. Gartner erläutert regelmäßig nicht den Grund, warum die ausgewählten Lösungen in die Untersuchung aufgenommen wurden, die Aufnahme erfolgt (vermutlich) aufgrund der Entscheidung des Research Teams, mehr als den folgenden Satz (Untersuchung August 2011) findet man nicht, der allerdings viele Fragen offen läßt:
Given the large number of players in this market and the complexity of the products, we have chosen to restrict this analysis to a subset of vendors whose offerings get the most interest and highest level of inquiries from Gartner’s clients.
Auffällig ist allerdings, dass regelmäßig fast ausschließlich Lösungen amerikanischer Unternehmen oder in den USA ansässiger Unternehmen untersucht werden, in die aktuelle Analyse wurden 20 Unternehmen aufgenommen, davon eines aus Kanada (hinsichtlich Datenschutz wie ein US-Unternehmen zu bewerten) und eines aus Zypern. Die Botschaft auf unbewusster Ebene ist einfach: Mobile Device Management muss aus den USA kommen.
Noch auffälliger ist dieser Sachverhalt, wenn man den Magical Quadrant ansieht. Fünf amerikanische Lösungen sind aus Sicht von Gartner die Leader dieser Industrie. Dieses Ergenis ist natürlich vorbestimmt, wenn man „sicherheitshalber” fast nur amerikanische Lösungen untersucht, aber unter dem Strich entlarvt das Ergebnis die Untersuchung als das, was sie im Kern ist: Marketing-Unterstützung für amerikanische Unternehmen — nichts anderes als die geschönten Ratings der Ratingagenturen.
Auffällig ist, dass sich Gartner in seinen MDM-Untersuchungen niemals mit den impliziten Sicherheitsrisiken amerikanischer Angebote vor dem Hintergrund des Patriot Act auseinandersetzt. Vermutlich kann man das von einem amerikanischen Unternehmen auch nicht erwarten, es relativiert aber den Wert der „Untersuchungen” bis zur Bedeutungslosigkeit. Denn wenn Gartner diesen Aspekt mit beleuchten würde, würde keine amerikanische Lösung die Aufnahme ins Panel der Untersuchung schaffen. Mehr zum Thema Patriot Act finden Sie in diesem Beitrag.
Ein weiterer Kritikpunkt an Gartners Untersuchungsansatz ist, dass die von Gartner als (zukünftige) Standards definierten Features sehr stark die Untersuchungen prägen — Lösungen werden daraufhin untersucht, ob sie der Weltsicht von Gartner entsprechen. Zwei Themen rangieren hierbei für Gartner derzeit ganz weit oben: Cloud-Computing und Bring Your Own Device (BYOD), zwei Themen, die aus europäischer Sicht eine ganz andere Betrachtung erfahren als in den USA. Hinsichtlich BYOD ist Gartner einer der größten Protagonisten des Konzepts, ich habe hierzu durch die Übersetzung eines pointierten amerikanischen Beitrages schon vor längerem Stellung genommen. Hinsichtlich des Themas Cloud-Computing hat das Fraunhofer SIT gerade erst ein vernichtendes Urteil für Cloud-Speicher-Dienste veröffentlicht, eine Untersuchung von MDM-Lösungen in der Cloud würde vermutlich ein ähnliches Desaster ans Tageslicht bringen. Und hierbei sind dann noch nicht einmal die grundsätzlichen Gefahren durch Ausspähung im Rahmen des Patriot Act berücksichtigt!
Wer also aus Gartner’s Sicht bei den von Gartner als wichtig gesetzten Kategorien nicht performt verliert — aber was heisst „performen” für Gartner. Im Gegensatz beispielsweise zu einer TÜV-Untersuchung, in der die Kriterien für die Bewertungsstufen klar bezeichnet sind, ist dies bei Gartner-Untersuchungen nicht der Fall. Es wird zwar detailliert erläutert, was bewertet wird, es wird aber nicht erläutert, wie bewertet wird. So wird eine Objektivität suggeriert, die tatsächlich nicht gegeben ist. Wenn man die Lösungen kennt und die Bewertungen von Gartner vor diesem Hintergrund kritisch hinterfragt stellt man sich oft die Frage, wie es zu teilweise obskur hohen oder niedrigen Bewertungen kommen konnte.
Hierfür kann es zwei Erklärungen geben. Zum einen kann es sich um schlichte Fehler handeln, zum anderen aber auch um Fehler im methodischen Ansatz. Wenn man die Komplexität von MDM-Systemen kennt, kann man sich nur schwer vorstellen, dass Gartner alle diese Systeme einem eigenen, selbst durchgeführten Test unterzogen hat, dies dürfte vor dem Hintergrund des damit verbundenen Aufwandes nahezu unmöglich sein. Unter dieser Voraussetzung beruht der Ansatz zu einem ganz entscheidenden Teil auf klassischer Analyse. Analyse von Whitepapern, Analyse von Hersteller-Unterlagen und Analyse von Interviews und Gesprächen. Bei diesem Konzept ist Gartner auf die Ehrlichkeit von Herstellern angewiesen, was amerikanische Firmen, die entweder dem Aktienmarkt oder ihren Venture-Capital-Gebern dienen, vor extreme Herausforderungen stellt. Schon oft habe ich in der Zusammenarbeit mit amerikanischen Firmen „irrtümlich” die Roadmap als Feature-List erhalten. Hierfür kann Gartner nichts. Aber Gartner kennt — sofern meine Annahme stimmt — das grundlegende methodische Problem.
Vor diesem Hintergrund gibt auch der Disclaimer jeder Gartner-Untersuchung Sinn, den ich am Eingang dieses Beitrages zitiert habe Sinn. Gartner weiss natürlich um die Schwächen des Konzeptes, denn ansonsten gibt der Disclaimer keinen Sinn. Wer mit einem klaren und transparenten Konzept — welches Produkt auch immer — testet, kann hinterher ohne wenn und aber hinter seinen Ergebnissen stehen und dies auch in den USA. Gartner liefert genau das nicht, was der unbefangene Leser erwartet — einen Test. Es ist eine Untersuchung, die Gartner wie folgt selbst beschreibt:
This research provides quantitative ratings for a selection of enterprise mobile device management (MDM) offerings …
Übersetzt: Diese Untersuchung bietet quantitative Bewertungen von ausgewählten MDM-Systemen …
Das kann im Kern jeder Praktikant: Informationen sammeln, vergleichen, bewerten. Man kann Gartner keinen Vorwurf machen, dass sie die Leser nicht informieren, was sie genau bieten. Gartner schreibt sich selbst in seinen Untersuchungen nicht mehr zu, als es liefert, die Bedeutung liefert hinterher erst der gesammelte Hype um diese an sich schlichten Informationen. Aber wo bleibt hierbei bitte der qualitative Aspekt? Den gibt es nicht!
Was lernen wir daraus? Nur selber testen hilft — „Glaub’ was Du siehst und nicht was Du hörst!” hat mein Großvater immer gesagt! So ist es. Wenn Sie also das Wichtigste bei einer Produktauswahl nun auch selber tun wollen — melden Sie sich bitte bei uns und testen Sie datomo Mobile Device Management. Schneller als wir liefert Ihnen kaum jemand eine Teststellung, damit Sie sich selbst Ihren magischen Quadranten errechnen können.
Nachsatz: Wir haben nichts gegen Gartner, im Gegenteil. Gartner behauptet nirgends, das zu liefern, was der Firma zugeschrieben wird — das tun andere. Wir wollen nur die Überbewertung der Untersuchungsergebnisse einmal ins rechte Licht setzen. Die von uns eingesetzte Famoc-Technologie hat in der vorletzten Gartner-Untersuchung aus dem August 2011 in den für ein MDM-System wesentlichen Kategorien Platz 1 erreicht. Warum Gartner diesmal die Famoc-Technologie nicht untersucht hat, wissen wir nicht. Aber wir wissen, dass wir keinen anderen Anbieter kennen, der in den 9 Monaten seit der letzten Untersuchung mehr Updates veröffentlicht hat — bei uns waren es exakt 23 an der Zahl, alle 14 Tage ein Update! Insofern wissen wir, wo wir mittlerweile stehen. 😉 Denn dafür brauchen wir Gartner nicht. Sondern nur Sie, die unsere Lösung im Vergleich mit anderen Lösungen testen!
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